Hans Pfitzner (1869-1949) ist wegen seiner politischen Haltung zur Nazizeit genau so umstritten wie wegen seiner Musik, die oft als zweitrangig und allzu formalistisch angesehen wird. Dass die Musik dieses ‘letzten Romantikers’ aber alles andere als langweilig ist, zeigen Alban Gerhardt und Sebastian Weigle in ihren faszinierenden Einspielungen der drei Cellokonzerte. Dirigent und Solist haben das Schulbuch zugeklappt und dringen frei und vorbehaltlos voll ins Musikdrama ein. Sie kärchern die drei Werke und legen so die Farben frei, wie man sie wahrscheinlich noch nie gehört hat, sie schärfen die Kontraste, steigern die Dynamik von zart und zärtlichst bis hin zu kraftvollen Ausbrüchen, wodurch die Musik eine unglaubliche Rhetorik erlangt. Alban Gerhardt spielt sich intensiv von einem Ausdrucksbereich zum anderen, Weigle und seine Musiker stehen ihm angespannt mit ihrem nass-brillanten Klang zur Seite.
Pfitzners frühes Cellokonzert in a-Moll, op. posth., wurde von seinen Lehrern abgelehnt, und das Manuskript ging verloren. Seine erste öffentliche Aufführung fand am 18. Februar 1977 statt. Das Cellokonzert in a-Moll, op. 52, wurde 1944 veröffentlicht, und beide übrigens thematisch verwandte a-Moll-Konzerte werden in der forschen Lesart des Duos Gerhardt-Weigle ungemein attraktiv, bisweilen sogar regelrecht spektakulär, im langsamen Satz des Opus Posthumus auch bewegend schön. Das Cellokonzert G-Dur op. 42 wurde 1934 vollendet und wird in der Hyperion-Einspielung grandios dargeboten. Aus ihm spricht eine sehr lebendige, romantische Kraft, die die Phantasie des Komponisten ebenso beeindruckend vor Ohren führt als jene der Interpreten, die auch in diesem Werk alles tun, um daraus ein außerordentlich wirksames, plastisch durchformuliertes Stück zu machen. Gemeinsam mit seiner Frau, der bulgarischen Geigerin Gergana Gergova spielt Gerhardt dann noch das Duo für Violine, Cello und kleines Orchester op. 43. Sie gestalten es nach Pfitzners Anweisungen intimistisch und stimmungsvoll.
Tontechnisch sind die Aufnahmen sehr gut, transparent und räumlich, das Orchester klingt sehr präsent, das Cello steht sehr im Vordergrund, bleibt aber stets im Orchesterklang eingebettet.