RECORDING
Der amerikanische Pianist Garrick Ohlsson ist in Europa immer noch so etwas wie ein Geheimtipp, obwohl er bereits zahlreiche CDs eingespielt hat mit seinen 66 Jahren. Dabei gibt es nur wenige Pianisten, die, wie Ohlsson, ein so breit gefächertes Repertoire spielen. Hier nun spielt er Alexander Skrjabins ureigene Gattung der Poèmes—komplett. Eine Herausforderung, denn diese Miniaturen, die fast die gesamte Schaffenszeit des Komponisten abdechen, verlangen fast die gesamten Emotionslagen, in denen sich der Komponist selbst befand. Von dunklen Eingebungen inspirierte Phrasen ebenso wie fein lyrische Klangschönheit, Ohlsson kann diesen Ansprüchen durchaus nachkommen, denn er weiß absolut feinsinnig die Strukturen, die Gedankenwelt, die nicht immer leicht nachvollziehbaren, in Farbnuancen verpackten Emotionen heraufzubeschwören. Dafür tariert er seine Anschlagtechnik so geschickt aus, dass er schnellstmöglich den Charakter der Musik zu verleihen. Natürlich ist es etwas ermüdend, die CD durchzuhören, denn oftmals ändert Skrjabin die Aussagen nur geringfügig, so dass man schnell den Faden verlieren kann, die Konzentration. Aber wenn man die Poèmes—wie gedacht—einzeln oder paarweise hört, dann erkennt man, welch grandioser Interpret Ohlsson für diese Werke ist.