RECORDING
Die Wiederentdeckung des umwerfend schönen kompositorischen Werks von Ernő (Ernst) Dohnányi war lange überfällig. In den letzten Jahren ist eine Reihe von hochinteressanten Aufnahmen auch seiner zum Teil größer besetzten Kammermusik herausgekommen. Nun erscheint bereits Volume 3 des kompletten Klavierwerks mit dem Pianisten Martin Roscoe. Gerade die Werke dieser CD, etwa die auch in einer Orchesterfassung existierende Ruralia hungarica op. 32a und die Variationen über ein ungarisches Volkslied op. 29, zeigen, wie sehr der Vater des Politikers Klaus und des Dirigenten Christoph von Dohnányi doch in der ungarischen Musik verwurzelt ist. Der Vorwurf, sich allzu sehr an die Tonsprache von Johannes Brahms anzulehnen, wird mit diesen Stücken vielfach widerlegt. Der britische Pianist Martin Roscoe, der auch schon die beiden Klavierkonzerte Ernö Dohnányis mit dem BBC Scottish Symphony Orchestra eingespielt hat, verleiht dieser Musik dennoch einen betont romantischen Gestus. Die brillanten Läufte lässt er hervorsprudeln, als hätte er Virtuosenstücke Franz Liszt auf dem Notenpult. Der musikalische Ausdruck auch in kleineren Werken wie den Drei Stücken op. 23 oder dem Naila Waltz nach Léo Delibes ist aber extrem ausdifferenziert. Ein bezauberndes Cantabile kontrastiert mit wuchtiger Klangentfaltung. Reizende, lustvoll musizierte Stücke sing zudem die beiden Walzer nach Johann Strauss.