Nach elf Jahren an der Spitze des Gürzenich-Orchesters verabschiedete sich Markus Stenz Anfang Juni 2014 mit vier Aufführungen von Schönbergs Gurre-Liedern aus Köln. Warum gerade ein englisches Label diese Konzerte mitgeschnitten hat, bleibt ein Rätsel, wichtig ist nur, DASS hyperion es getan hat, denn das Ergebnis ist grandios.
Auch wenn in diesen 1¾ Stunden viel (und erfreulicherweise sehr gut) gesungen wird, ist dies zuallererst das Verdienst von Dirigent und Orchester. Der gemeinsame Mahler-Zyklus war ebenso wie Wagners Ring (und die eingehende Beschäftigung mit Zemlinsky unter dem früheren Chef James Conlon) sicher eine ideale Vorbereitung auf diesen von einer Taube handelnden Schwanengesang: Klangsinnlich malen der Maestro und seine Musiker in verführerischen Farben, gönnen dem Hörer orchestrales Schwelgen bis hin zur—kontrollierten—Extase. Das alles zudem aufnahmetechnisch hervorragend eingefangen, gut aufgefächert, auch in den Ausbrüchen perfekt durchhörbar.
Dazu gesellen sich hochklassige Solisten. Der differenzierte, zudem höhensichere Brandon Jovanovich, der für König Waldemar die nötigen Reserven mitbringt, ohne in Kraftmeierei zu verfallen, die leicht dunkel getönte, sicher aus- und aufschwingende Tove von Barbara Haveman und die großartige Claudia Mahnke mit einer packend intensiven Erzählung der Waldtaube. Alles in allem also ein würdiges Abschiedsgeschenk, die Quintessenz des in gut einem Jahrzehnt gemeinsam Erreichten.