RECORDING
Neben Werken für Chor (teilweise mit Orgel) ist auf der Einspielung des britischen Labels Hyperion (2014) auch das Orgelstück 'Annum per Annum' enthalten, in dem der Organist Andrew Lucas sein Können auf der Orgel der Londoner St. Paul’s Cathedral unter Beweis stellt. Sowohl Ensemble als auch Dirigent sind sehr erfahren in der Aufführung von Musik aus dem 20. Jahrhundert. Das dreisprachige Booklet (englisch, französisch, deutsch) bietet einen interessanten Text über Pärts Leben und Werk, dessen deutsche Übersetzung allerdings dürftig ist (zum Beispiel wurde "triad" mit "Triaden" übersetzt statt mit "Dreiklang"). Auf die hier eingespielten Werke wird kurz einzeln eingegangen. Informationen zum Ensemble und zum Dirigenten sind nur in englischer Sprache enthalten, über den Orgelsolisten Andrew Lucas erfährt man leider überhaupt nichts.
Die hier zusammengestellten Kompositionen von Arvo Pärt entstanden im Zeitraum von 1980 bis 1991. Die Einspielung beginnt mit der 'Berliner Messe' (1990), die für vier Solisten und Orgel für den 90. Deutschen Katholikentag geschrieben, später jedoch für andere Besetzungen umgearbeitet wurde. Der Credosatz ist an eine ältere Komposition Pärts angelehnt. 'The Beatitudes' (1990) in englischer Sprache für Chor und Orgel sind eine Vertonung der Seligpreisungen aus dem Matthäusevangelium, genauer gesagt der Bergpredigt. 'Annum per Annum' (1980), eines der populärsten Werke Pärts für Orgel solo, bezieht sich auf die fünf Sätze der Messe, eingerahmt von einer Einleitung und einer Coda. Die nun folgenden Kompositionen sind allesamt a capella. Das bei Chören besonders beliebte 'Magnificat' (1989) ist ein kurzes einsätziges Werk für fünf Stimmen (SSATB) und Sopran solo, während die 'Sieben Magnificat-Antiphonen' (1988) für vier Stimmen komponiert sind. 'De profundis' (1980) für vierstimmigen Männerchor, Orgel und Schlagzeug (Basstrommel, Gong und Glocke), eine Vertonung des 130. Psalms, bildet den Abschluss.
Das Vokalensemble Polyphony begeistert auf dieser Aufnahme durch lupenreine Intonation und glasklaren Chorklang. Das Ensemble meistert jedoch nicht nur die technischen Schwierigkeiten dieser durchaus anspruchsvollen Chorliteratur mit Bravour, es überzeugt auch durch die durchweg gelungene Interpretation der Werke. Sowohl die dynamischen als auch die emotionalen Kontraste, die für Pärts Kompositionen so charakteristisch sind, werden sehr feinfühlig herausgearbeitet. Auch in extremen Lagen und Lautstärken leidet jedoch nicht die Klangqualität unter der Expressivität, was diese Passagen zu einem besonders beeindruckenden Klangerlebnis macht. Polyphony erfüllen mit dieser Aufnahme nicht nur alle Erwartungen an eine CD mit Werken von Arvo Pärt, sondern übertreffen sie um Längen.