Mozart hat massenweise Violin-sonaten geschrieben, insgesamt 35. Die ersten vier erschienen als Opus 1 und 2 als Werk des Siebenjährigen, bis 1766, da war Mozart noch neun, sind schon 16 dieser zwei- und drei-sätzigen Stücke auf dem Markt, bei denen das Klavier die Hauptrolle spielt. Die Geige darf begleiten, wenn zur Hand. Das entsprach der Mode. Später, da war das Wunder-kind zum Popstar gereift, hat Mozart die Violinsonate neu erfunden, auch hier Epoche geschrieben. Doch wann hört man das schon mal im Zusammenhang? Die russisch-britische Geigerin Alina Ibragimova will sie alle. Mit ihrem Klavierpartner Cédric Tiberghien startet die 30-Jährige eine Gesamtaufnahme, die aufhorchen lässt. Die beiden jungen Leute musizieren schon lange (wenn man das in diesem Alter sagen darf) mit-einander, Alina Ibragimova bringt viel Erfahrung im historisch informierten Musizieren mit. Tiberghien ist ein famoser, feinnerviger Pianist, der trotz seines romantisch-modernen Repertoire-Schwerpunkts den delikaten Ton in Mozarts Musik aufs Sinnfälligste anschlägt. Sogar die Werke des Kindes fasst er mit so viel Ernsthaftigkeit an, dass man sich doppelt freut: über die gefäl-lige Musik wie über den, der sie in Händen hat. Ähnliches gilt für Ibragimova. Ihr ist ein zarter, heller, nie fetter Toneigen, den sie wunderbar über die weiten Phrasen, kleinen Virtuositäten und kniffligen Begleitfiguren gießt. Da quillt reine Sonne aus den Boxen, frühlinghaft leicht und den Sinnen schmeichelnd. Im ersten Sechserpack geht die Reise von der frühen KV 10 bis zur Es-Dur-Sonate KV 481, deren langsamer Mittelsatz in entlegenste Tonarten führt und in einer Jagd-Variation ausklingt. Deliziös.