Dass passt: Die kanadische Pianistin Angela Hewitt, die jahrelang eine der führenden Interpretinnen der Klaviermusik von Johann Sebastian Bach war, widmet sich nun dem Bach Zeitgenossen Domenico Scarlatti. Hewitt kennt sich also mit den Möglichkeiten aus, wie man die unterschiedlichen Klangfarben eines Cembalos auf den modernen Flügels und dem Komponisten. Nachdem sie sich in den vergangenen Jahren vor allem mit Beethoven Sonaten beschäftigt hat, kehrt sie also gleichsam zum Barock zurück. Und auch wenn sie sicherlich keine der Interpretinnen ist, die in ihrem Spiel durchblicken lassen, dass sie um die historische Aufführungspraxis wissen, legt sie nun wieder eine CD vor, die volkommen überzeugt. Hewitt verfügt über einem grandiosen Anschlagsreichtum, der ihr hilft die hier ausgewählten 16 Sonaten so auszutarieren, dass man sie absolut „neu“ hört. Angela Hewitt nutzt eine Art von Terrassendynamik, die fasziniert, aber vor allem weiß sie die Agogik, den Atem, das Volkstümliche sowie die Akzente so geschickt miteinander zu verbinden, dass der Zuhörer aufmerksam und gespannt lauscht. So beispielsweise in der D-Dur-Sonate K 29, die leuchtet, vor Frohsinn und Tänzerischem schier aus den Boxen springt. Auch die Wiederholungen der zweiteiligen Sonaten vermag sie geschickt zu variieren. Wunderbare Rubati, genaueste Kontrolle des Anschlags und die Fähigkeit, die Klänge anderer Instrumente wie die einer Gitarre in der g-Moll-Sonate hervorzubringen, machen diese Scarlatti Einspielung zu einer sehr persönlichen und überzeugenden. Bravo!