Maurice Duruflés Requiem ist ein musikalisches Totengedenken der Zuversicht, das starke gregorianische Wurzeln aufweist und sich daher in der Fassung von 1961 für Chor, kleines Orchester und Orgel besonders gut für die Aufführung in einem Kirchenraum eignet.
Stephen Cleobury legt nun seine zweite Einspielung dieser Komposition auf (die erste erschien 1989 bei EMI). Sie bietet erhabenen, lichtvoll himmelwärts strebenden Chorgesang. Die großen Crescendi werden mit packendem Elan realisiert. Cleoburys genau geplanter Spannungsverlauf ist ein weiteres Plus seiner Interpretation.
Dem Gesang mag es etwas an Transparenz fehlen, aber das ist in der passenden Akustik etwas, was der Mystik und Spiritualität der Komposition nicht schadet und ihr einen sehr besonderen Charakter gibt, der sich von ‘Konzert-Aufführungen erheblich unterscheidet.
Die ‘Missa cum Jubilo’ und die Motetten werden etwas zurückhaltender aufgeführt, was durchaus ihrem Charakter entspricht, ohne das Ganze zu schlicht werden zu lassen.
In der Messe werden nur die tieferen Stimmen aus dem Chor benutzt, denen es also obliegt, eine Atmosphäre spiritueller Erhebung zu schaffen (was hellere Stimmen leichter geschafft hätten), aber Duruflé ging es gleichzeitig darum, wie Wadham Sutton schreibt, „ein distanzierteres Entzücken angesichts der göttlichen Gegenwart zu schaffen“. Cleobury kann diese kontrollierte Emotionalität in idealer Weise steuern und, dass er beide gregorianisch inspirierte Werke mit den Quatre Motets sur des thèmes grégoriens verbindet, zeigt, wie genau er sich dieses Programm überlegt hat.