Eine so prall gefüllte Elgar-CD hat man kaum je gehabt. Und gleich der Anfang ist vielversprechend. Martyn Brabbins dirigiert die Konzertouvertüre In the South extrem kraftvoll und drängend, im Mittelteil wunderbar stimmungsvoll. Dabei ist er im Tempo eher auf der langsamen Seite, denn nur Giuseppe Sinopoli hat sich noch mehr Zeit für das Werk genommen.
In den Enigma Variations findet Brabbins seinen eigenen Weg im Dschungel der zahlreichen exzellenten Aufnahmen, welche die Schallplattenkataloge heute enthalten. Seine Interpretation ist spontan und kontrastreich zwischen virtuosen, brillanten Stücken und den gefühlvoll ausgekosteten langsameren Variationen.
Es folgen drei etwas aparte, pathetische Stücke, die Elgar im Ersten Weltkrieg als musikalische Reaktion auf den deutschen Angriff auf Belgien schrieb. Die Texte triefen von schwülstigem Patriotismus, und die Erzählerin tut alles, um diesen Schwulst überschwänglich werden zu lassen. Musikalisch sind die Kompositionen eher ein Kuriosum als bedeutungsvoll. Das letzte Stück, ‘Pleading, gibt es als Orchesterlied und—wie auf dieser CD—als Orchesterminiatur, in der die Klarinette den Gesangspart übernimmt. Es ist eine reizende kleine Komposition, die das Ohr nach den wegen der Rezitation fast ungenießbaren Belgien-Stücke versöhnlich stimmt.