Wenn Sie die Namen Ludómir Różycki und Ignaz Friedman noch nie gehört haben, dann sind Sie in bester Gesellschaft. Die beiden wurden 1882 und 83 in Polen geboren und sind in der spätromantischen Tonsprache verhaftet geblieben, haben also weder den Weg in die neuen Klangwelten ihres Landsmanns Szymanowski mit vollzogen, noch die impressionistischen oder die der Neutöner des Schönberg-Kreises. Różycki hat sein Klavierquintett 1913 geschrieben, Friedmann seines 1918, zwei ganz besondere, klangschöne und harmonisch dichte Stücke, die eine Vorliebe für Brahms erkennen lassen und am ehesten an César Franck oder Zarebskis Klavierquintette erinnern, aber noch nicht einmal Zarebskis wunderbares Stück ist hierzulande bekannt. Die Literatur für Klavierquintett ist überschaubar. Jedes weitere Werk neben den bekannten von Brahms, Schumann, Dvořák, Fauré und Elgar ist also eine Bereicherung. Das polnische Szymanowski Quartet hat sich gemeinsam mit dem englischen Pianisten Jonathan Plowright mit viel Herz, Intensität und Klangzauber dieser beiden Stücke angenommen, spannt weite dramatischen Bögen und lässt die Melodien aufblühen.
Während das Klavierquintett von Różycki vielleicht etwas geschwätzig und langatmig daher kommt, spielt das von Ignaz Friedman originell mit Kaffeehausmusik und im letzten Satz dann mit einer osteuropäisch anmutenden Tanzweise, einem schmissigen zweiten Thema und Reminiszenzen an die beiden vorausgegangenen Sätze.
Zwei durchaus überzeugende und hörenswerte Klavierquintette, die Jonathan Plowright und das Szymanowski Quartet hier wiederentdeckt haben. Ignaz Friedman ist Ihnen vielleicht als Pianist ein Begriff. Er gehört zu den Stars seiner Zeit. Zahlreiche Aufnahmen belegen sein wunderbares Klavierspiel. Als Komponist hat er sich verkniffen, den Klavierpart virtuos auszulegen. Das Klavier ist als gleichwertiger Partner in das Streichquartett eingebettet.