RECORDING
Eigentlich für Organisten gebaut, die auch außerhalb von Kirchen Gelegenheiten zum Üben haben sollten, ist das Pedalklavier ein jetzt fast vergessenes Instrument. Nun hat der italienische Pianist Roberto Pros-seda mit einer modernen Steinway-Konstruktion sämtliche Originale aufgenommen, die Charles Gounod von 1885 bis 1889 für diesen riesigen Doppelkorpus komponierte, und diese Werke wieder ins aktuelle Bewusstsein gebracht. Aufgrund der zusätzlichen Fußbewegungen und dadurch bedingten Wechsel der Sitzpositionen sind differenzierte Klangnuancen am Pedalklavier nicht immer möglich. Kaum hörbar sind dessen technische Besonderheiten bei der „Suite concertante", die mit einem imperialen Zirkusthema beginnt und diesen pompösen Stil auch in den anderen Partien bewahrt. Parallel zu den Orchesterstimmen, von Howard Shelley genau balanciert, kann Roberto Pros-seda den nicht allzu virtuosen Duktus makellos in die „Chasse" (Jagd), in die sehr liebliche Romanze und schließlich bis zur perkussiven Tarantella nahtlos integrieren. Deutlicher ist der Pedalgebrauch durch erweitertes Klangvolumen im Klavierkonzert, wo ebenfalls triumphale Gestik und aristokratischer Habitus allerdings hinter eleganten Arabesken und melancholischen Passagen verschleiert werden. Obwohl es aus bau- und spieltechnischer Perspektive durchaus interessante Momente bei diesem Repertoire gibt, ist der von der Größe des Pedalklaviers inspirierte majestätische Gounod-Stil doch manchmal befremdlich.