Philipp wer? Bestenfalls sein drei Jahre jüngerer Bruder Xaver Scharwenka ist halbwegs im Hinterkopf der Klassikfreunde. Dabei ist der Komponist Philipp Scharwenka (1847-1917) ein Meister von hohem Rang, den es unbedingt wiederzuentdecken gilt. Dazu hat vor drei Jahren schon die Geigerin Natalia Prishepenko beigetragen, die im Label Tyxart Sonaten und eine Suite vorlegte. Und dazu trägt jetzt der gebürtige Ravensburger Linus Roth bei, der mit dem fabelhaften BBC Scottish Symphony Orchestra unter Antony Hermus Scharwenkas G-Dur-Konzert op. 95 erstmals auf CD einspielte.
Und das Ding hat es in sich. Es vereint alles, was ein romantisches Instrumentalkonzert ausmacht: einen zupackenden Gestus, elegante Themen, pulsierende Dynamik—dazu viele hinreißende Details, so etwa die Behandlung des Horns und der Pauke (wie überhaupt ja schon Beethoven wusste, dass Solovioline und Schlagzeug bestens zusammenpassen).
Und Roth, seit 2012 Professor für Violine am Leopold-Mozart-Zentrum der Universität Augsburg, hat alles, was Scharwenkas op. 95 braucht: neben einer tadellosen Technik auch viel Energie und die richtige romantische Ader für dieses vergessene Meisterwerk.
Das zeigt sich auch in den beiden anderen Kompositionen, Eduard Lassens etwas floskelhaftem D-Dur-Konzert und dem einsätzigen Konzert von Rued Langgaard, einem charmant-märchenhaften Werk mit obligatem Klavier. Sehr hörenswert!