Die 79. Folge der Serie „The Romantic Piano Concerto”—welch unerschöpflicher Quell faszinierender Klaviermusik!—wartet mit einer besonders reizvollen Kombination auf: Hans Pfitzners Klavierkonzert Es-Dur und Walter Braunfels‘ „Tag und Nachtstücke“ für Orchester und „Piano obbligato“. Beide Komponisten waren versierte Pianisten, in Frankfurt haben sie bei demselben Lehrer studiert. Beide haben eine markante, je ganz eigene Tonsprache, wobei Pfitzners Stück kantiger, ja „hakeliger“ scheint, sein Solopart weist über weite Strecken nicht jene Geschmeidigkeit im traditionellen Sinne auf, die bei Braunfels durchaus allgegenwärtig ist. Pfitzner wechselt ruheloser als Braunfels zwischen verschiedensten Stimmungen und stilistischen Allusionen—auffällig etwa die besondere Art des Dialogisierens zwischen Klavier und Orchester am Beginn des scherzohaften zweiten Satzes oder die kurzen expressionistischen Tableaus im eigenwilligen dritten Satz. Braunfels‘ fünf Sätze bilden einen Zyklus von faszinierenden Charakterstücken, in denen das Klavier, wie schon angedeutet, auch mit effektvoller Virtuosität zur Geltung kommt, ohne dass jemals der Eindruck vordergründiger Gefälligkeit entsteht.
Hörenswerte Werke also, die bei Markus Becker in überaus kompetenten Händen sind. Immer wieder macht dieser Pianist mit ganz besonderen Projekten auf sich aufmerksam: Seinen brillanten interpretatorischen Leistungen und seinem gediegenen künstlerischen Habitus nach darf er sich zu den wirklich bemerkenswerten Pianisten unserer Zeit rechnen, auch wenn er (noch) nicht den Bekanntheitsgrad der vielgerühmten „global players“ in diesem Metier erreichen konnte. Das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter Constantin Trinks begleitet Becker engagiert und routiniert auf seinem anstrengenden Weg durch die schwierigen Soloparts.