Natürlich dürfen bei diesem Recital mit Musik der englischen Spätrenaissance auch so manche Hits nicht fehlen. Wie William Byrds „The Bells“ mit seinem lautmalerischen Glockengeläut. Mit der „Galliard, Lord Salisbury“ von Orlando Gibbons hatte sich schon Glenn Gould als Riesenfan dieser einzigartigen Musik geoutet. Doch die Schatztruhe mit Stücken für das Cembalo bzw. Virginal ist einfach unerschöpflich, wie jetzt die englische Pianistin Mishka Rushdie Momen meisterlich zeigt.
Gleich zu Beginn umgarnen einen der Charme und die Leichtigkeit, mit der Byrd hier den Song „Callino Casturame“ in eine kleine zweiminütige, aber unschätzbar wertvolle Kostbarkeit verwandelte. Ganz andere, auch spieltechnische Dimensionen nehmen die fast 15-minütigen „Walsingham“-Variationen von John Bull ein. Und während das ebenfalls von Bull komponierte „My Grief“ sich mit seinem poetischen Zauber sanft auf den schwarzen und weißen Tasten bewegt, streut Mishka Rushdie Momen zwischendurch mit „Ut, re, mi, fa, sol“ ein Werk des niederländischen Zeitgenossen (und gleichermaßen Gould-Favoriten) Jan Pieterszoon Sweelinck ein.
Vorrangig aus dem späten 16. Jahrhundert und damit einer Epoche, in der England einen eigenen „Reformations“-Kurs verfolgte, stammen die Werke. Allein schon für ihre Auswahl gebührt Mishka Rushdie Momen ein britischer Orden. Doch auch Momens „sprechendes“ Spiel erweist sich als treffsicher und ideal für die besonderen Wesenzüge dieser durchweg kunstvoll „gebauten“, aber dank ihrer Noblesse, Anmut und Innigkeit stets das Herz ansprechenden Stücke.