Nach wie vor ist Annibale Padovanos Musik wenig bekannt, doch lohnt es, hier einmal genauer hinzuhören. Schließlich war er zu seinen Lebzeiten ein überaus angesehener Komponist, der über sein Organistenamt am Markusdom zu Venedig bis zum Kapellmeister am habsburgischen Hof von Graz aufstieg. Offenbar um 1573 schuf er die beiden hier aufgenommenen fünfstimmigen Messen, denen jeweils ein Madrigal Cipriane de Rores bzw. eine eigene Motette zugrunde liegen, die hier ebenfalls eingespielt sind. Schon die ersten Töne des Kyrie der Missa „A la dolc' ombra“ lassen aufhorchen: Vom Bass wohlgrundiert, begeistert ein aufgefächerter Klang, der die Verläufe jeder Stimme zwar offen legt, letztlich aber doch von einem wunderbar vollen Ensembleklang geprägt ist. Dass hierzu fünf Männerstimmen ausreichen, erstaunt nach wie vor. Und genau hier ließe sich auch der einzige Wermutstropfen dieser ungemein klangschönen Aufnahme finden. Denn zur mutmaßlichen Entstehungszeit seiner Messen legte Padovano auf eine Vergrößerung der Grazer Kapelle gesteigerten Wert. Schließlich standen ihm dort einschließlich der Kapellknaben 33 Sänger zur Verfügung, sodass ihm offenbar ein anderes Klangereignis vorschwebte. Und doch fehlt dem Hörer weder Volumen noch Klangmassen. Fast im Gegenteil: Die gute Durchhörbarkeit erlaubt auch bei den insgesamt eher ruhig dahinfließenden Sätzen erstaunliche Spannungsbögen, die jegliche Eintönigkeit verhindert. Und wann hört man schon einmal auch im Timbre so wundervoll aufeinander abgestimmte Stimmen?